Filmästhetik und Kindheit

Lebenswelten, Zauberwelten, Farbwelten

DER ZAUBERER VON OZ / THE WIZARD OF OZ

Stefan Huber

22. Dezember 2018

für Kinder

Titelbild

Der Zauberer von Oz (The Wizard of Oz, R: Viktor Fleming, USA 1939) ist einer der wirkmächtigsten Filme des klassischen Hollywood-Kinos, mehr noch, er ist „einer der bedeutendsten US-amerikanischen Populärmythen, die sich tief im nationalen kulturellen Bewusstsein verankert haben.“1 Diese Wirkmächtigkeit zeigt sich in vielen Aspekten – vom viel zitierten „There’s no place like home“ bis hin zu Bezugnahmen auf den Film durch die LBGT-Bewegung. Die Vielfältigkeit dieser Anschlussmöglichkeiten und die verschiedenen Wendungen, die die Beschäftigung mit DER ZAUBERER VON OZ immer wieder mit sich bringen, macht es schwierig, diesen Film auf einen Nenner zu bringen.

Für Kinder ist DER ZAUBERER VON OZ ein Film, der ebenso ihren Sinn fürs Fantastische anspricht wie auch Anknüpfungspunkte für wichtige Themen ihres Lebens bietet. Das war zumindest unser Eindruck nach der unten beschriebenen Nachbesprechung. Der Film erzählt von Dorothy, die bei Onkel und Tante auf einem Bauernhof in Kansas lebt. Zu Beginn des Films erleben wir Dorothy von Zweifeln über ihr Leben heimgesucht: Sie hat Angst um ihren Hund, der von der Nachbarin Mrs. Gulch geschlagen wird, und findet bei den Erwachsenen kein Ohr für ihre Sorgen. So wünscht sie sich ins Land jenseits des Regenbogens, in dem es keine Sorgen mehr gibt. Kaum aber trägt sie ein Wirbelsturm in dieses Land, ist ihr sehnlichster Wunsch, auf den heimatlichen Hof zurückzukehren. Auf der Suche nach dem vermeintlich allmächtigen Zauberer von Oz, der ihr diesen Wunsch erfüllen soll, durchquert sie das fantastische Zauberland, findet Freunde, überwindet Ängste und Hindernisse.

Die Geschichte bietet für unser Projekt vielfältige Anschlussmöglichkeiten durch die Kombination von Themen wie z.B. Familienverbundenheit, Sehnsucht nach Aufbruch, Konfrontation mit den Problemen des eigenen Lebens, mit Inszenierungsstrategien, die der Film anwendet, um zwei gänzlich unterschiedliche Welten einander gegenüberzustellen. Besonders hervorzuheben ist in diesem Punkt der Umgang mit der Farbgestaltung, konkret das Zusammenspiel eines monochromen (einfarbigen) und eines farbigen Teils. Ein Teil der Berühmtheit des Zauberers von Oz liegt in einem spektakulären ‚Aufritt‘ des damals noch neuen Technicolor-Verfahrens, dessen spezifischer Einsatz in diesem Film eng mit dessen zentralen Themen verwoben ist.