Filmästhetik und Kindheit

Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit

Zéro de conduite

Alejandro Bachmann

08. Januar 2018

für Kinder

Titelbild

Beim ersten Termin des Projektes Kino Kind Welt wurden Abbas Kiarostamis BROT UND GASSE (Iran, 1970) und Jean Vigos ZÉRO DE CONDUITE (Frankreich 1932/33) im Kino im jeweiligen Originalformat gezeigt. Letzterer erzählt von den Vorbereitungen eines Aufstandes der Schüler eines Jungeninternats, dessen Umsetzung gleichsam den Höhepunkt und das Ende des Films markiert. Vigos dritter Film gilt gemeinhin als zentrales Werk der Kinogeschichte und prägte u.a. die Filme der jungen Regisseure der Nouvelle Vague maßgeblich. Aus mehreren Gründen erschien uns dieser Film als ein sinnvoller Einstieg. Zum einen handelt der Film ganz dezidiert von einer Gegenüberstellung der Welt der Erwachsenen mit jener der Kinder, zum anderen verwirft der Film – so ließe sich bei genauerer Analyse zeigen – eine ganze Reihe filmischer Konventionen, um eine alternative (vielleicht „kindlich“ zu nennende) Film- und Weltwahrnehmung zu ermöglichen. Zu nennen wären hier die narrative Struktur, die nicht klassischen Erzählmustern folgt, sondern episodenhaft Momente aneinanderreiht und der wiederholte Illusionsbruch, in dem der Film aufhört, eine in sich geschlossene Welt zu sein und beginnt auf sich selbst als Film zu verweisen. Nicht zuletzt erschien uns das Thema Schule als Anfang dieses Projekts geeignet. Nicht, weil wir glauben, dass Kinder sich in den Filmen, die wir ihnen zeigen wiederfinden müssen, wohl aber, um die Anwesenheit im Kino im Kontrast zur Schule, die die Kinder verlassen hatten, um in das Filmmuseum zu kommen, noch einmal bewusst spürbar zu machen.

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