Filmästhetik und Kindheit

Der unfreiwillige Tanz. Kinderdarsteller, körperliche Unruhe und Authentizität

Ponette

Karen Lury

Positionen

Titelbild

Viele Erwachsene finden die Präsenz von Kindern in Filmen faszinierend – egal ob sie Amateurfilme aus ihrer eigenen Kindheit oder bewegte Bilder der eigenen Kinder sehen. Ob die gefilmten Kinder gute Darsteller sind oder nicht, spielt dabei keine große Rolle. Wenn eine Geburtstagsparty oder einfach Kinder beim Spielen im Garten gefilmt werden, sind wir uns einig, dass es sich nicht um Schauspiel handelt. Je nach Kontext wird daher nicht erwartet, dass ein Kind gut »spielt« oder etwas darstellt, sondern es darf einfach »sein«. Sein Erscheinen auf der Leinwand oder dem Bildschirm genügt, um zu bezaubern und zu überzeugen. Zugleich werden viele Erwachsene schon einmal mit nicht enden wollenden Clips und Filmen von Schulaufführungen anderer Kinder konfrontiert gewesen sein; man gibt sich beeindruckt, während man angesichts des »Bühnengebarens« der Kinder innerlich schaudert. Solche Darbietungen fühlen sich eindeutig »schlecht« an. Daher möchte ich mich in diesem Artikel damit beschäftigen, worin das kindliche Schauspiel besteht (wann ist das Kind Darsteller und wann nicht) und wie über den Wert dieser Darstellung geurteilt wird: Was macht sie zum guten (fesselnden, überzeugenden, authentischen oder charmanten), was zum schlechten (linkischen, hölzernen, altklugen, möglicherweise gänzlich leblosen) Spiel?

Dieser Beitrag erschien 2017 in dem Sammelband "Kino und Kindheit".

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